Nachhaltiges Webdesign als essentieller Baustein der digitalen Transformation

Pia Spengler


#Eco Branding
#Green IT
Grafische Darstellung vom "Nachhaltiges Webdesign" in pink und schwarz.

Intro

Was hat Nachhaltigkeit mit unserer digitalen Selbstverständlichkeit zu tun? Während Connectivity, Online-Angebote und Datenmengen weiter zunehmen, drängt die Frage nach deren Einfluss auf die Umwelt.

Was hat das Internet mit Nachhaltigkeit zu tun?

Schon mal überlegt, welche Spuren Ihr digitales Handeln in der Umwelt hinterlässt? In einer Welt, aus der eine digitale Präsenz nicht mehr wegzudenken ist, wird Nachhaltigkeit im Web immer zwingender. Jeder Klick, jeder Seitenaufruf, jedes angeschaute Video benötigt Energie – und diese Energie hat ihren Preis, sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Denken wir an die größten CO2-Emittenten im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung, vermuten wir große Unternehmen, den Flugverkehr oder sogar ganze Staaten auf den vorderen Plätzen. Dabei kaum berücksichtigt: unser eigener digitaler Alltag. Wäre das Internet ein Land, wären seine CO2-Emissionen so hoch wie die des sechstgrößten CO2-Emittenten der Welt – der Bundesrepublik Deutschland.

Höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Digitalwelt

Wir leben in einer Zeit des beispiellosen technologischen Fortschritts. Die weltweite Internet-Nutzung steigt, und Tag für Tag kommen neue digitale Tools, Plattformen und KI-Modelle dazu. Diese “smarten” Neuerungen haben allerdings auch ihre Schattenseiten. Bis 2040 wird der Anteil der Informations- und Kommunikationsbranche an den weltweiten Emissionen auf über 14% prognostiziert. Die Zahlen verdeutlichen, dass alle Aspekte unseres digitalen Lebens – Webseiten, E-Mails, Streamingdienste, Social Media Plattformen usw. – ökologische Auswirkungen haben. Um den Klimawandel eindämmen zu können und eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern, müssen wir unsere digitalen Praktiken, Produkte und Technologien überdenken.

Bis 2040 wird der Anteil der Informations- und Kommunikationsbranche an den weltweiten Emissionen auf über 14% prognostiziert

Lotfi Belkhir, Ahmed Elmeligi

Nachhaltiges Webdesign als neuer Standard

Das CHORA-Kollektiv setzt sich intensiv damit auseinander, wie wir als Expert:innen für digitale Transformation unsere Erfahrungen und unser Wissen im Sinne der Nachhaltigkeit einbringen können. Weil jede unserer digitalen Handlungen einen realen Einfluss auf unsere Umwelt hat, streben wir danach, die digitale Sphäre aktiv umzugestalten und eine grundsätzliche Neukonzeption anzustoßen. Beim Eco Branding denken wir aus Prinzip in effizienten, zugänglichen und umweltschonenden Lösungen, um digitale Kommunikation sinnvoll in ihrer Datenlast zu reduzieren. Eco Branding berücksichtigt den Digital Life Cycle in möglichst vielen Phasen. So können Unternehmen aktiv Umweltveränderungen initiieren, zum Beispiel mit einem effizienten Code und grünem Hosting. Gleichzeitig bekommen auch User die Möglichkeit, durch Anwendungsoptionen wie einem stromsparenden Dark Mode CO2-Emissionen zu reduzieren. Erste Leitlinien hierfür bietet zum Beispiel das Sustainable Web Manifesto – ein Ansatz für die Entwicklung von Webdiensten, bei dem Mensch und Planet an erster Stelle stehen.

Sustainable Web Manifesto : 6 Prinzipien für nachhaltiges Webdesign

  • Clean: Dienstleistungen werden durch erneuerbare Energien bereitgestellt und genutzt.

  • Effizient: Produkte und Dienstleistungen nutzen möglichst wenig Energie und Materialressourcen.

  • Offen: Produkte und Dienstleistungen sind zugänglich, ermöglichen Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Daten und fördern den offenen Austausch von Informationen.

  • Ehrlich: Produkte und Dienstleistungen führen ihren Nutzenden nicht in die Irre oder nutzen sie gar aus.

  • Regenerativ: Produkte und Dienstleistungen unterstützen die Wirtschaft, die Menschen und den Planeten.

  • Resilient: Produkte und Dienstleistungen sind widerstandsfähig und funktionieren, wenn sie von den Nutzer:innen benötigt werden.

Die Wirtschaft als wichtiger Treiber für nachhaltige Digitalisierung

Mit neuen Regelungen im Jahr 2024 verstärkt sich auch der gesetzliche Druck auf Unternehmen, ihre Strukturen nachweislich nachhaltiger zu gestalten, denn sie haben eine gesellschaftliche Schlüsselposition. Sie sind nicht nur Nutzer:innen digitaler Technologien, sondern gestalten und prägen diese auch aktiv mit. Dabei wird künftig jedes Unternehmen, unabhängig von der Größe, einen Beitrag leisten müssen, indem es mehr Verantwortung für seine digitalen Prozesse und Produkte übernimmt. Über die klimaschonenden Aspekte hinaus bringt ein nachhaltiger Transformationsprozess weitere Vorteile mit sich:

  • Kosteneinsparungen durch effizientere
    Ressourcennutzung

  • besserer Performance durch schnellere Ladezeiten

  • zielgerichtete Content- und SEO-Optimierung

  • positiver Impact auf das Image von Marke und Unternehmen

Nachhaltiges Webdesign ist dabei nicht nur ein Schritt in Richtung eines bewussteren digitalen Zeitalters, sondern auch ein essenzieller Baustein für eine zukunftsfähige, verantwortungsvolle Unternehmensführung. Es ist an der Zeit, dass wir die digitale Welt nicht nur als eine Plattform für Fortschritt und Innovation begreifen, sondern auch als einen Raum für nachhaltiges Wachstum und verantwortungsbewusstes Handeln.

Eco Branding: Weniger ist das neue Mehr

Eco Branding steht für mehr Nachhaltigkeit und Effizienz in Design und Kommunikation durch energie- und emissionssparende Konzepte und Technologien. Gestaltungsrichtlinien werden unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten interpretiert und auf relevante Kanäle und Medien übertragen, ohne das Markenprofil zu verfremden. So wird die digitale Datenlast bewusst niedrig gehalten, um den Klimawandel nicht unnötig anzuheizen. Das Ergebnis: bessere Werte für Mensch, Umwelt und Unternehmen.

Pia Spengler / Science & Culture